"Wo Gefahr ist, wächst das Rettende",
so meinte es einst gut mit uns
der schwärmerische Hölderlin.
Wenn's nur so wär', allein, ich kann
das Rettende nicht erkennen.
Vielleicht mag es ja wachsen
in kleinen Dingen, wenn zum Beispiel
die Gefahr der Glätte droht.
Dann lässt der brave deutsche Mensch
sehr fürsorglich und voller Angst
seinem allerliebsten Subobjekt
die Winterreifen unterschnallen,
damit die kalte Jahreszeit
ihm ja kein Eisbein stellt.
Doch wo wächst ihm das Rettende,
wenn sich vor seinen Augen
ein abstrakter Abgrund auftut?
Dann schlägt er sich gar selbst
mit hochwillkommener Blindheit.
Da wissen wir nun wirklich mehr
als der gute Hölderlin,
hat er doch nicht die Biegsamkeit
des deutschen Wesens mitgekriegt,
als es sich in den zwölf Jahren
44
Dieser Textausschnitt entstand im November 1987.
Ich habe ihn ausgewählt, weil er gar so gut zu unserer
'Neuzeit' passt - und zu dem trefflichen russischen
Sprichwort "Alles wird anders, aber nichts ändert sich" ..